Marc Pircher

33 Jahre hab ich jetzt am Buckel, im April werde ich 34 und vor 20 Jahren ist es mit meiner Karriere so richtig losgegangen. Wenn ich mir das so überleg, fühlt sich alles an, wie wenn es gestern gewesen wäre. Um Marc Pircher zu treffen muss man flexibel sein, denn der Musikant aus dem Zillertal ist die personifizierte Steigerungsstufe von flexibel, quasi immer auf Achse und daher steigt man am besten zu ihm ins Auto, hockt am Beifahrersitz und während draußen das Land vorbeirauscht, wird drinnen ein Leben ausgebreitet. Gestern, heute, morgen… Marc Pircher feiert 2012 Bühnenjubiläum. Vom Teen zum thirtysomething, stets mit seiner Musik unterwegs. Da kommt schon was zusammen und in Summe wird der Hit des bisherigen Lebens daraus. Titel: ‚Es war‘n mehr als 7 Sünden‘.
1992. Ein 14-jähriger spielt im Zillertal bei einer Geburtstagsfeier auf. Der Bub und sein Instrument scheinen miteinander verwachsen zu sein. Während seine Finger über das Instrument fliegen, der Balg der Steirischen ein- und ausatmet, zeigt sich, was der Sohn von Waltraud und Hans Pircher aus Ried vom Sepp Gandler alles gelernt hat. ‚Ein Brixentaler musste ins Zillertal kommen, denn in unserer Musikschule wurde die Steirische Harmonika nicht unterrichtet‘, erinnert sich Marc heute und denkt gerne an diese Zeit zurück, wie er sich der Harmonika genähert hatte und eine lebenslange Beziehung draus wurde. Der Brixentaler war der Herr Gandler und der hat das Talent schnell erkannt, ihm in all den Übungsstunden viel von seiner Erfahrung mitgegeben und mit diesem Rüstzeug und motiviert bis Oberkante-Unterlippe steht der Teenager nun bei dieser Feier vor seinem Publikum und spielt drauflos.
Gast bei dem Geburtstagsfest war ein Herr Heinz Habe. Der Zufall begann Regie zu führen. Habe, ein erfolgreicher Fernsehmann. Er war beim ‚Musikantenstadl‘ ebenso tätig wie später bei RTL. Schwerpunkt: Volkstümliche Musikshows. Der Redakteur war sich der Kraft der Bilder bewusst, holte bald Marc mit seinem virtuosen Harmonikaspiel in die Sendung ‚Die Heimatmelodie‘. Moderiert von Marianne & Michael, war die Show Anfang der 90er Jahre ein Quotenbringer. Im Herbst 1992, in einem TV-Studio in München, wurde Marc Pircher zum ersten Mal von einem Regisseur erklärt, worauf es bei einem Fernsehauftritt ankommt. Und als das Rotlicht auf der Kamera nach drei Minuten für ihn wieder verloschen war, begann sich das Leben des jungen Zillertalers fast auf den Kopf zu stellen. ‚Fast aus dem Grund, weil mich meine Eltern immer wieder am Boden der Realität zurückgeholt haben. Als Bua glaubst ja gleich, nur weilst im Fernsehen warst, bist jetzt der Größte aber daheim bist halt der, der du immer warst und gut war‘s, dass die Eltern drauf geachtet haben, dass ich nicht abheb‘. Bei den Pirchers waren die Rollen klar: Der Vater war der Förderer, die Mutter diejenige, die darauf achtete, dass der Esel nicht aufs Eis geht. ‚Die Schule war ihr wichtig, ebenso, dass ich vorher denke und dann erst rede und heute bin ich dankbar dafür, dass das so war. Meine Eltern haben mir Werte vermittelt, Grenzen aufgezeigt, mich aber auch motiviert bei dem, was ich getan habe. Ihnen habe ich viel zu verdanken‘.
Die Karriere begann Fahrt aufzunehmen. Die erste CD entstand noch bei einem kleinen Label. Aufgenommen in einer Garage. Doch schnell begannen sich die Großen der Branche für Marc Pircher zu interessieren. ‚Es ist schon unfassbar, was sich da alles in der Zeit getan hat‘, sagt er und in der Tat spannt sich der Bogen über die ganze Breite des Entertainments. Die Dinge nahmen ihren Lauf und bekamen von Jahr zu Jahr mehr Schwung. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Erfolgreiche Bühnenshows als Musikant, Gewinn des Grand Prix der Volksmusik (2003), später auch Moderator dieser Sendung (wie auch zahlreicher anderer) oder als Tänzer der Nation bei ‚Dancing Stars‘. Seit einigen Jahren begegnet er den Menschen auch unterm Christbaum. Gemeinsam mit Kollegin Francine Jordi führt er durch ‚Weihnachten auf Gut Aiderbichl‘. Die Kombination Musik und Tiergeschichten ist ein Erfolgsgarant.

‚Unglaublich, wie sich alles entwickelt hat. Wir hatten 2011 über 1000 (!) Anfragen für Auftritte und das macht einen schon auch demütig und zeigt aber, dass man nicht mit einem Hintern auf zehn Bühnen gleichzeitig wackeln kann‘, so Marc, der für sich entschieden hat, vom siebten in den sechsten Gang zurückzuschalten. Er ist Vater von zwei Kindern, der Wunsch, öfter bei der Familie zu sein, wird mehr und mehr Realität. All die Ehrungen, Auszeichnungen, Awards… das tritt dann in den Hintergrund wenn Sohn und Tochter Aufmerksamkeit einfordern. ‚Ich liebe es auf der Bühne zu stehen. Musik ist mein Leben, aber ich muss und will nicht mehr jedes Jahr eine CD aufnehmen‘, sagt Marc. Nachsatz: ‚Alle anderthalb Jahre reicht, nimmt mir auch Druck heraus und das ist in Summe besser für die Kreativität‘. Thema TV?: ‚Sehr gerne würde ich wieder mehr Fernsehshows moderieren. Den Grand Prix gibt’s leider nicht mehr und den vermisse ich – ehrlich gesagt – schon sehr. Ich bin ja irgendwie auch ein Kind dieser Show und mir haben die Moderationen des Grand Prix sehr getaugt. Es war ja eine große Ehre, diese legendäre Sendung zu moderieren‘.
2012 – ein Jahr der Weichenstellungen für Marc Pircher. Rückzug auf Raten? Die Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen. Vom 7. auf den 6. Gang zurückschalten bedeutet in MAPI-Sprache noch immer mit hoher Geschwindigkeit die Karriere zu stemmen. Runterbremsen auf Moped-Tempo, das schafft Marc ohnehin nie. Dazu ist er viel zu agil, hat den Kopf voller Ideen und der Zug zur Bühne ist seine Droge. Er, der nie Alkohol trinkt ist top-fit und weiß, was er seinem Publikum, den treuen Fans zu verdanken hat. Manche Fanclubs begleiten ihn seit Anfang der Karriere und können sich eine MAPI-lose Zeit nicht vorstellen. Diese zwanzig Jahre seit 1992, sie waren demzufolge nur die erste Etappe und bei vielen Menschen würde das, was da alles passiert ist, für drei Leben reichen. Aber der Pircher Marc, der war schon immer anders als die anderen.
Die kommenden 20 Jahre werden aus den Erfahrungen der ersten Etappe geprägt sein, manch Neues bringen und wer weiß, was das Leben mit dem jungen Zillertaler noch alles vor hat. Sechs Gänge reichen dafür auch und immerhin ist da ja noch der Turbolader, der sich auf Wunsch zuschalten lässt und wer Marc kennt der weiß heute schon, dass, wenn’s drauf ankommt, er diesen Knopf drücken wird. Zwei der neuen Titel auf der Jubiläums-CD sprechen da schon eine deutliche Sprache und lassen erahnen, wie es läuft: ‚In dieser Hütte ist immer was los‘ und ‚Es war’n mehr als 7 Sünden‘… da werden wohl noch einige dazukommen

http://www.marcpircher.at